Kunstanwendung
Darf man Kunstwerke "einfach so" gebrauchen und zu künstlerischen oder außerkünstlerischen Zwecken in Nutzung nehmen?
Konkreter Gegenstand dieser Überlegungen ist die Skulptur Ein Haus für Goethe des Bildhauers Eduardo Chilida in der Taunusanlage. Diese wurde im Rahmen des Projektes XQM mehrmals in Anspruch genommen.
Bildete das Kunstwerk für die musikalische Aufführung Westentaschenlabor noch eine Bühne von zufälligem Charakter, wurde es durch das Projekt "Capsule Hotel" zum sprichwörtlichen Tragwerk für die darin aufgehängte Liegefläche-Kiste. Wenn auch nur temporär.
Angenommen, eine solche Verwendung läge nicht in der Absicht des Künstlers, war also bei der Konzeption der Skulptur nicht von vornhinein intendiert, - wie ist ein solcher Eingriff zu verstehen?
Handelt es sich um eine Form von Appropriation Art? Also einer konzeptionellen Aneignung oder Erweiterung der bestehenden Arbeit?
Dazu schrieb mir XQM: ... es geht eher darum, zu überprüfen - mit allem Respekt - ob Kunstwerke auch einen praktischen Nutzen haben könnten.
Was meint hier "praktisch"? Inwiefern war die Chilida Skulptur vorher nicht "praktisch" oder "nützlich"?
Ist ihre Existenz innerhalb des "reinen Blicks" oder des "interessenlosen Wohlgefallens" nicht auch eine Praxis? Wird sie praktischer, wenn ich darin Happenings aufführe?
Kann und darf sich der Blick auf und damit der Verwendungszusammenhang von Kunstwerken über die Zeit verändern? Oder sind wir an die ursprünglichen Intentionen ihrer Schöpfer gebunden?
Ursprünglich religiös motivierte Kultgegenstände werden heute im Museum ausgestellt und damit entweiht. De Bellum Gallicum als Comic-Strip. Beethoven und Mozart als Unterlage für Vermarktung von Schokocréme. Wo liegt die Grenze? Insbesondere zwischen symbolischer Aneignung und direkter Vernutzung. Wie weit darf man gehen?
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Von
am 02. Aug. 2011, 15:06- Schreib einen Kommentar
- 40 Herzen
Kunst bekommt ein Verfallsdatum
Burkhard Rosskothen hat in seinem Blog eine längere Antwort geschrieben:
http://kunstistrichtig.wordpress.com/2012/01/06/kunst-was-soll-das/
Ich antwortete darauf:
Schöner Artikel. Wenn ich mal für mich das Hauptargument herausgreifen darf, dann ist es: "Kunst bekommt ein Verfallsdatum."
OK. Nur, woraus ergibt sich die spezifische Legitimation zum Handeln? Kann ich gleich morgen ins MMK gehen und einen Warhol umarbeiten?