Walter E. Baumann zum Abschied bei Familie Montez
Kürzlich ist Walter E. Baumann nach fünf Jahren im Koma gestorben. Er war Künstler, Kurator, Grafiker, Publizist und vieles mehr. Bekannt durch sein Magazin ROGUE, sowie zuletzt durch seine Kolumne Walters Wochenende in der Frankfurter Rundschau.
Bei Familie Montez fand am Sa., den 5.4. 2008, eine kleine Trauerfeier statt, auf der Faxausdrucke von Mirek Macke an Baumann gezeigt wurden. Dazu wurde Gin Tonic (Walters Lieblingsgetränk) gereicht.
Ursprünglich als reine Ankündigungen gedacht, entwickelten sich die Faxaussendungen im wöchentlichen Rhythmus zu Berichten über den Zustand und Betrieb von Lola Montez. Da ist z.B. zu erfahren, dass man "richtig etwas Schiss" hatte zu öffnen, zuviel Bier (zu 3DM) beim Portikus am Vorabend, oder die Polizisten auf Kontrollgang die ausgestellte Kunst so gut fanden, daß sie es mit einer Verwarnung bewenden liessen.
Leider hat Baumann darauf nie geantwortet, weswegen ich versucht bin die Dokumente "Briefe vor dem Jenseits" zu nennen, in das Baumann vor der Zeit hinübergegangen ist.
Ich glaube, daß Baumann schon zu Lebzeiten Geschichte wurde. Er war jemand, der noch die "alte" Städelschule verkörperte, wo man viel schwarzes Leder trug, viel Bier vertrug und auf Gitarrenmusik stand.
Vielleicht war es kein Zufall, daß Baumann die Publikation von ROGUE um 1996 einstellte. Was uns damals von Offenbach erreichte, Design, DJing, Clubkultur, war nicht mehr sein Ding. Auch die Off-Spaces, wie sie Anfang der 90er entstanden, fanden in ROGUE (Ausnahme Galerie Fruchtig) keine Berücksichtigung.
Baumann war ein naiver Künstler. Er war auch ein Brückenbauer, Multiplikator und Vermittler, der die Kunst der 80er in die 90er und darüber hinaus retten wollte. Aber er tat dies ohne Idee oder Strategie. Wie man beiläufig sagen würde, "mehr aus dem Bauch" heraus. Eine Karte zur Franfurter Kunst der letzten 20 Jahre ohne ihn bliebe unvollständig.
Von
am 07. Apr. 2008, 12:00- Schreib einen Kommentar
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Zwischenzeitlich sind zwei Würdigungen Baumanns erschienen:
Andreas Schlaegel zu Shvantz 1979 – Frankfurts Kunstszene
und ein Blog mit Materialien zum Wirken von WE Baumann
Kommentare zu Baumann
* * * Also Mirek, ich verstehe nicht, wie du dazu kommst, Walter E. Baumann als einen naiven Künstler zu bezeichnen, jemanden, der ohne Idee oder Strategie gewesen sei. Für mich war Walter alles: Intuitiv, Intellektuell, Kreativ und always up to date! And still alive in our minds: Gin-Gin & oookaaayy ute
* * * Ute, der Text ist nicht von Mirek, sondern von mir, Stefan Beck. Sag mir doch, welche Idee denn Baumann hatte?
* * * Also ich habe Walter als jemanden, der sich auch für die Frankfurter Off-Spaces und DJ-Kultur interessiert hat, erfahren. Man lese seine Walters Wochenende Kolumne durch. Ausserdem war er mit seinen Festivals (zuletzt Geminox 1984) doch ein wichtiger Impulsgeber gerade auch in der Musikszene und da dominierten nur wahrlich nicht die Gitarren. Tja und erkläre mir bitte, warum Walter denn die ganze Zeit antworten sollte auf eure Faxe????
* * * Ich sagte ja nicht, Baumann hätte antworten sollen. Es war nur schade, dass er es nicht gemacht hat.
* * * was fürn mist! vorallem dieser 80er 90er schmarrn. ein bisschen selbstreferenziell das ganze. sorry, aber wen interessiert denn sowas?!? herzlichst, Johannes Beck
* * * was fürn mist! vorallem dieser 80er 90er schmarrn. und ein bisschen arg selbstreferenziell das ganze... sorry, aber wen interessiert denn sowas?!? J. Beck