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Mit FritzDeutschland im Riederwald

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Seit mehr als zwei Jahren war ich nicht mehr auf einem Stadtspaziergang von FritzDeutschland, weswegen ich die große Freude hatte, mit ihnen an diesem Sonntag durch die Riederwald-Siedlung laufen zu dürfen.

Von der Eissporthalle gings zum Johanna-Tesch Platz, entlang des Erlenbruchs - hier Ansätze eines Feuchtbiotops - zur Pestalozzischule, im Bogen durch die Vatterstraße zum östlichen Rand des Siedlungsgebiets. Dann quer hindurch bis zum westlichen Abschluss, den die A661 bildet.

Auf unserem Weg begegneten wir der architekurgeschichtlichen Entwicklung des Viertels, die von der Jahrhundertwende im Heimatschutzstil über das Neue Bauen in den 1920er Jahren (Ernst May) bis in die 1950er Jahre (Vatterstraße) reicht. Da und dort noch verstreut Wohnblöcke aus den späten 1970er Jahren (auch Vatterstraße). Bemerkenswertes am Wegesrand hat uns Lela fachkundig erklärt.

Meine eigenen fotografischen Eindrücke habe ich in einem seperaten Album abgelegt.

Anstatt jetzt auf einzelne Stationen vertieft einzugehen, möchte ich zu einem Gedanken kommen, den ich während einer Pause an der Phillipus Kirche hatte.

Um welche Ökonomie geht es hier eigentlich?

Während ich an Hamburg dachte, wo sich Stadtführungen diverser Art ausufernder Beliebtheit erfreuen, fragte ich mich, warum Lela eigentlich kein Geld für ihre Führungen nimmt. Jetzt hier oder in einem anderen Kontext. (Denn wir hatten uns noch gestern darüber unterhalten, warum es Künstler so schwer fällt, ihre Arbeit ökonomisch zu verwerten.)

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Fakt ist doch, dass sich Lela sehr viel Mühe mit dem Spaziergang gemacht hat. Sie hat sich nicht nur umfassend über das Gebiet informiert, sie ist auch ein paar Tage vorher die Strecke eigens abgegangen.

Nicht überraschend wird mein Vorschlag, für diesen Spaziergang Geld zu nehmen, von den anderen Teilnehmern vehement abgelehnt. Erster Einwurf, es handele sich um eine private Veranstaltung, von Freunden für Freunde. Aber spricht das dagegen, in einem anderen Fall, der allgemeineren Öffentlichkeit einen Beitrag abzuverlangen, wie es bei anderen Stadtführungen auch üblich ist?

Zweiter Einwand (von Lela), sie befürchtete, bei einer kommerziellen Veranstaltung von den Teilnehmern zu Erklärungen gedrängt zu werden, auf die sie keine Lust habe. Wer hat das gebaut? Und warum ist das so? Können Sie vielleicht noch...? Nähme sie Geld, fühlte sie sich dazu verpflichtet, diese Ansprüche zu befriedigen. Das raube ihr die Freiheit, den Spaziergang nach eigenen Vorstellungen durchzuführen.

Wenn diese Spaziergänge Kunst sein sollen, - und ich gehe davon aus -, sollten dann nicht auch für sie die Gesetze künstlerischer Autonomie gelten?

Stellen wir uns einen Maler vor, der eine Leinwand mit drei Strichen bekleckst und in einer Galerie zum Verkauf anbietet. Nun käme ein Besucher und verlangte von dem Maler, er solle das Bild abändern, bevor er es kaufen könnte. Da würde der Maler mit aller Wahrscheinlichkeit sich weigern und erklären, er verkaufte das Bild eben so oder gar nicht.

In Analogie, - wäre es unvorstellbar, wenn Lela ebenso wie der Maler auf ihrer Art der Stadtführung gegenüber ihren 'Kunden' beharrte und allfällige Ansprüche an sie mit dem Verweis auf die künstlerische Autonomie zurückwiese? Ich glaube nicht.

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Dieser kleine Disput zeigt mit Deutlichkeit, wie scharf die Trennung zwischen Kunst und der übrigen Ökonomie verläuft. Während in der einen es üblich ist, dass der Kunde für sein Geld Ansprüche erheben darf, bleibt es in der anderen konsequent ausgeschlossen, dass Kundenwünsche erfüllt werden. Mit der bitteren Folge, dass Künstler lieber arm und erfolglos bleiben, als der Marktlogik nachzugeben.

Ich versuche mir vorzustellen, mit welcher Strenge die Erziehung zu einer solch unnachgiebigen Haltung, die tausende von Künstler mit ihren Werken ins Abseits stellt, vor sich gehen muss. Bis zum nächsten Spaziergang...

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