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Bahnhofsviertelnacht - es reicht!

out in the streets

Also, ich versteh nicht, woher sich die Öffentlichkeit das Recht zu solchen "Besichtigungen" nimmt. Da wird ein ganzes Stadtviertel quasi zum Reservat erklärt und einem touristisch-obszönen Blick unterworfen. Das ist schlimmer als Zoo, das ist eine Peep-Show!

Gleiches gilt für die unsäglichen Museumsnächte und Ateliertage. Letztere liefern die Künstler einem wahllosen, uninformierten Publikum aus, das die Künstler, die 2 Tage in ihren Ateliers ausharren müssen, mit hirnlosen Fragen belästigt. Was gibts denn hier zu sehen? Malen sie nicht mehr realistisch? Ich mag es, wenn ich auf den Bildern etwas erkennen kann.

Laut Reckwitz setzte diese Selbst-Exotisierung bereits in den 1970er Jahren ein, als eine reiselustige Mittelschicht die touristische Erfahrung im Ausland auch in der eigenen Stadt entdecken und wiederholen wollte. Ihnen folgten die Grünen mit ihrer Stadtteilkultur (MultiKulti!) und Stadtteilfesten nach. Die CDU steuerte noch hohle Fachwerkromantik (Römerberg) bei.

Ich will den Veranstaltern solcher Events den Wunsch nach Vermittlung nicht absprechen, doch sollte sich der Austausch unterschiedlicher Interessensgruppen nicht allein auf das Medium der Kultur beschränken, da sich im Medium der Kultur Distinktionsgewinne leichter verschleiern lassen als in anderen Feldern. Es braucht immer auch die soziale und politische Dimension. (So blieb zB. während der Ateliertage die unzureichende finanzielle Unterstützung der Künstler in Frankfurt, wie auch die massive Restruktuierung des städtischen Atelierprogramms unthematisiert.)

Daher, Bahnhofsviertelnacht - es reicht!

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Ich verstehe die Aufregung

Ich verstehe die Aufregung sehr gut - vor allem wenn man, als Bewohner eines angesagten Stadtteils, zum Objekt einer Show degradiert und nur noch zur willkommenen Staffage einer Inszenierung wird. Als alteingesessener Flingeraner in Düsseldorf (Flingern ist gegenwärtig das Top-Viertel der Kreativen) erlebe ich immer wieder diese fragwürdigen Marketingaktionen, die hier auch sehr erfolgreich sind.
Ja, das ist wie im Zoo. Ja, das ist wie im Aquarium.
Die Attraktivität der Bohème und der Alternative ist seit Montparnasse, Monte Verita oder Wopswede unbestritten und wächst kontinuierlich. Sogar die Junkie-Enklave Christiana in Kopenhagen ist zu einem Butterfahrt-Ziel geworden.
Vielleicht wären Gegenmaßnahmen angebracht? Kritische Performances, die die ach so wichtige gute Atmosphäre der Veranstaltungen kaputtmachen würde? Situationistische Abschrekaktionen mit gewaltigem Potenzial? - Bis diese selbst zur nächsten Stufe der UNterhaltung erklärt werden...

In diesem Zusammenhang fällt mir das Buch von Ronnerberger, Lanz und Jahn wieder ein - "Die Stadt als Beute". Es wäre bestimmt sinnvoll, das (damals) hochrelevante Essay auf seiner Aktualität zu überprüfen. Die Phänomenen einer Aneignung der Stadt durch privaten Interessen, die mit einer Neugestaltung, Neustrukturierung und Regulierung der urbanen Zentren einhergingen, sind mittlerweile in eine weitere Stufe der Entwicklung gekommen. Nun dass die Plätze gekäuft und die Parzellen verteilt sind , kann die Show beginnen. Und zu dieser Show des Urbanen gehören auf jeden Fall die bekloppten Künstler, die verruchten Nutten, die erschreckende Islamisten und die liebenswürdigen Proletären. Band 2 könnte heißen: "Die Stadt als Bühne".
Und wir sind die unfreiwillige Schauspieler eines Stücks ohne Plot.

Ich kann nur zustimmen !!

Ich kann nur zustimmen !!

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