Buch Mutualität in Netzkunstaffairen
Ein Bericht von Kurd Alsleben und Antje Eske.
Diese Publikation aus dem Jahre 2004 untersucht einen zentralen Begriff der Netzkunst: Mutualität.
Das wenig gebräuchliche Wort Mutualität meint in etwa "auf Gegenseitigkeit" und geht damit weiter als das allgemein in Netzkontexten gerne verwendete "Sozial".
Es entspricht durchaus dem Eigensinn der Herausgeber hier weniger eine fixe, festgeklopfte Position vorzustellen, als der Leserin eine Forschungsreise in das eigene Suchen, Zweifeln und Begreifen vorzuschlagen.
So schreiben sie:
Wie formuliert man auf Gegenseitigkeit ist eine Frage, die sich nicht nur im kleinen Alltag, sondern grundlegend auch in der Netzkunst findet. Wie formuliert man, wenn die Bedeutungen, ungleich wie sie uns einander nun einmal sind, dieses sein dürfen? Also, wie formuliert man dort, wo das rhetorische Paradigma - egal ob diskursiv oder mousikos - nicht gilt oder Monoideismus nicht gewünscht ist. Die Herausgeber berichten von der künstlerischen Aktualität dieser Frage und ihrem Entstehen in den 70er Jahren. Dem nach Öffnung des www begeistert vorangetragenen Netzaktivismus folgte eine Ernüchterung wegen der rasanten Kommerzialisierung des Netzes und zu hoher Erwartungen an Wirkung. Ausser enttäuschten Erfahrungen gibt es aber auch stabilisierende. Eine von ihnen ist die künstlerisch radikale Position, die in vorliegendem Buch umrissen wird und in sieben Gesprächen, in Disputationsbeiträgen und in Fallbeiträgen von 25 Koautorinnen und Koautoren - fast alle sind Netzkünstler - erörtert wird. Das Buch ist also kein Buch über die Kunst, sondern eines aus ihr heraus.
Wenngleich die Publikation schon einige Jahre zurückliegt, fasst sie nach meiner Meinung den Ansatz von Alsleben und Eske am Radikalsten, bei gleichzeitiger Offenheit, Unabgeschlossenheit und Flüchtigkeit (daher der wohlpositionierte Begriff der Affaire) netzkommunikativer Akte, auf ausbalancierte und gleichgewichtete Rückmeldung aller Beteiligten zu dringen.
Die nachfolgenden Untersuchungen unter dem Begriff der "Konversationskunst" bleiben hinter dem der Mutualität insofern zurück, als Konversation durchaus auch Hierarchien enthalten kann. Und keineswegs unter allen Gesprächspartnern auch "Antwortnot" (Alsleben) voraussetzt und einfordert.
Wie Kunst auf Gegenseitigkeit praktiziert werden kann, stellt dieses Buch als nach wie vor dringliche und unbeantwortete Frage vor. Darin liegt sein besonderer Wert.
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Mutualität in Netzkunstaffairen
Mit Beiträgen von u.a. Zorah Mari Bauer, Stefan Beck, Tatjana Beer, Sascha Büttner, Detlev Fischer, Heiko Idensen, Cord Passow, Heidi Salaverría, Matze Schmidt, Matthias Weiss.
Mein Aufsatz darin: Gestern endete die Kunst.
Taschenbuch: 244 Seiten
Verlag: Books on Demand Gmbh; Auflage: 1000 (20. September 2004)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3833417676
ISBN-13: 978-3833417672
Mehr lesen: Lexikoneintrag zum Begriff Mutualität
Von
am 25. Apr. 2013, 15:26In Tags: theorie, text, publikation, netzkunst, kunst, konversationskunst, handlungsfeld, austausch
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