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Antwort der FREIEN WÄHLER

Sehr geehrter Herr Beck,

als kulturpolitischer Sprecher der FREIEN WÄHLER und Mitglied des Kulturausschusses beantworte ich Ihre Fragen wie folgt:

1. Ich selbst habe keine entsprechenden Anträge gestellt, weil keine Anliegen an mich herangetragen wurden, die das nahe gelegt hätten. Ich habe plausibel wirkende Anträge anderer Fraktionen zu den Belangen Bildender Künstler unterstützt, nicht plausible abgelehnt und mich bei Anträgen enthalten, die ich nicht beurteilen konnte oder zu beurteilen wagte.

2. 70.000 Euro sind in der Tat nicht viel. Ob diese ausreichend sind oder nicht, kann ich mangels intimerer Kenntnisse der Verhältnisse nicht beurteilen. Ich hätte mich bestimmt gerne für eine Erhöhung eingesetzt, wenn mir eine solche überzeugend vorgeschlagen worden wäre. Aber offenbar hielten die Bildenenden Künstler bzw. ihre Verbände die Überzeugungsarbeit einer oppositionellen Fraktion bzw. eines oppositionellen Stadtverordneten für überflüssig oder nicht zielführend.

3. Das hängt von den Projekten ebenso ab wie vom finanziellen Leistungsvermögen der Stadt. Diese investiert bekanntlich lieber viele Millionen in Kulturkonsum und Museumserweiterungen. Ich halte das nicht für richtig. Vielleicht ändert das Wahlergebnis etwas an diesem falschen Weg.

4. Natürlich braucht Frankfurt Künstler. Und für Künstler ist die dynamische Stadt Frankfurt kein schlechter Kreativitätsbeschleuniger.

Soweit meine Antworten. Darf ich Ihnen jetzt eine Frage stellen: Wieviel öffentliche Förderung verträgt eigentlich Kunst, ohne abhängig oder gar korrumpiert von der Politik zu werden? Aber da Sie ja nicht zur Wahl stehen, kann ich selbstverständlich auf keine Antwort drängen.

Herzliche Grüße von Wolfgang Hübner

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Wieviel öffentliche Förderung verträgt eigentlich Kunst

Sehr geehrter Herr Hübner,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort und Ihre spannende Gegenfrage.

Die Frage nach der Abhängigkeit der Kunst/Kultur von öffentlicher Förderung ist sicherlich ein komplexes Thema, das ich in der Kürze nur abstrakt fassen kann.

Zuerst denke ich, daß es nicht per se auf die Höhe der Förderung ankommt. 1000 Euro können genauso abhängig machen, wie 100.000 Euro.

Ich meine, es kommt vor allem auf Art und Weise der Förderung an. Zu untersuchen gilt, welche Modelle der Förderung zu Abhängigkeit führen, und welche weniger.

An erster Stelle sollte Transparenz stehen. Erst, wenn geklärt ist, für was und mit welcher Begründung Geld ausgeben werden soll, und welche möglichen Gegenleistungen dafür erwartet werden, kann die Frage nach Abhängigkeit in den Blick kommen.

Bei den Vergabeverfahren plädiere ich so weit als möglich für eine Selbstauswahl. Zu oft und zu weitreichend bestimmen Jurys, Gremien, Institutionen ohne Mitsprache der Betroffenen über die Vergabe von Geldern.

Warum ist es nicht möglich zumindestens zu Teilen die Nutznießer von Förderungen in den Prozeß ihrer Förderung miteinzubeziehen? (In Frankfurt findet das nicht statt.)

Die Vorteil läge darin, daß die Betroffenen Verantwortung übernehmen müssten, statt sich als passive Empfänger teils undurchsichtiger Verwaltungsakte zu sehen.

Zuletzt, der Begriff der Förderung ist selbst ein Teil des Problems, weil er zu stark in Richtung einer Patronage geht. Angemessener und sachlicher müsste es Finanzierung heissen.

Herzliche Grüße
Stefan Beck

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