Im Offenbacher Hafengebiet
An Sonntagen ohne Wanderung hat sich meine Radtour über den Lohrberg nach Offenbach bewährt.
Seit meinem letzten Besuch im Mai hat sich im Offenbacher Hafengebiet einiges getan. Rohbauten werden auf der Hafenmole hochgezogen, mittendrin eine kleine Grünlage, die noch keinen Zweck kennt, - und das Schiff von Anja Czioska ist von seinem Anlegeplatz verschwunden. Teile der Bar stehen nutzlos verwaist am Kai.
Ich bin schon fast erschrocken in welchem Masse die Bauentwicklung mit einer Kulturalisierung einhergeht. Ohne Kultur als Drumherum und Zuckerli scheint da gar nichts zu gehen. Jetzt hat schon die Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft (OPG) eine Kuratorin eingestellt!
Das ist keine Hafenentwicklung, das ist eine Hafen2-Entwicklung!
Weiter stromabwärts, zum Robert-Johnson hin, entsteht derzeit der Neubau des Kulturzentrums, das mittlerweile wie die Blaupause für das gesamte Gelände wirkt.
Ich denke mir: "Ja, das ist meine Generation. Gut ausgebildet, und ausgestattet mit den nötigen Fähigkeiten komplexe kulturelle Phänomene zu dechiffrieren, resultiert zusammen mit der Kaufkraft einer Erbengeneration auch der Anspruch auf Kultur."
Auf die Möglichkeit der kulturellen Konsumption folgt notwendig die Pflicht zur kulturellen Konsumption. Entsprechend wird gebaut.
Besuch bei Lola Montez
Zum Abschluß der Tour noch bei Lola Montez an der Honsellbrücke vorbeigeschaut, die diesen Ort derzeit als Ausweichquartier für ihre im Juni verlorengegangene Gemüsehalle in der Breiten Gasse nutzen. Etliche Kunstwerke waren an den an das Baugelände der EZB grenzenden Zaun gehängt.
Man stand so da rum und weil nichts passierte, trank man ein Bier.
Von
am 23. Sep. 2012, 17:48- Stefan Beck's blog
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im offenbacher hafengebiet
lieber stefan, schön dass du über das hafenbauprojekt offenbach schreibst. aber um diverse missverständnisse zu vermeiden hättest du mich gerne auch mal im vorfeld fragen können. die schute vita liegt jetzt direkt vor der wiese des hafen2 und wird im moment anlässlich der fluglärm wochen genutzt. das alte gelände wurde am standort hafenbecken saniert und aufgeschüttet d.h. jetzt zu niedrig fürs schiff.
gerne gebe ich dir persönlich über meine arbeit als kuratorin auskunft, so musst du dir nicht darüber den kopf zerbrechen. ich denke dass die augenblickliche kulturelle und kuratorische entwicklung äusserst positiv verläuft, aber diese prozesse werden erst nach und nach sichtbar. wichtig ist überhaupt, dass hier wirklich neue wege beschritten werden, und die zusammenarbeit der opg und mir als kuratorin klappt sehr gut. dies wäre in frankfurt so niemals möglich, denn dafür hätten sie sich teuer einen berater aus london etc geholt. der hätte dann keine ahnung davon was hier im rheinmain gebiet passiert und sich auf seine eigenen seilschaften und netzwerke zur umsetzung von kunst berufen. dein rumgemäkel mag für dich ein markenzeichen sein, zeigt dann aber in der auswirkung eher dass du die bestehenden verhältnisse eher stützt als kritisierst. es wird sich hier einiges verändern und ich kann nur jedem einzelnen künstler empfehlen sich dieser aufbruchstimmung aktiv durch kreative ideen und cooperationen anzuschliessen. lg anja
Aufbruchstimmung
Liebe Anja,
ich finde es prinzipiell eine gute und spannende Sache, was Du da machst.
Allerdings bleibe ich hinsichtlich der Tendenz zur Kulturalisierung skeptisch. Was meint, daß Entwicklungen und Veränderungen in dieser Gesellschaft nur noch Erfolg haben, wenn sie in Kultur verpackt werden.
Deshalb würde ich sehr gern auf Dein Angebot eingehen, Deine kuratorische Arbeit näher kennenzulernen.
Lg
Stefan
Schute Vita
Auch wenn eine Schute keinen eigenen Antrieb hat, so lässt sie sich doch bewegen.
Dank Irma kann sie sich sogar im Hafen frei bewegen; wovon das Ausstellungsschiff Offenbach auch regen Gebrauch macht.