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Flugverbotszone

Bei dem Wort Flugverbot denke ich sofort an einen blauen Himmel, klar, ohne Kondensstreifen und an eine wohltuende Hintergrundstille. Wie letztes Jahr, als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull Asche in die Atmosphäre herausschleuderte. Das damals verhängte Flugverbot war eine durch und durch friedliche Entscheidung mit einem ebenso friedlichen, entspannenden Ergebnis (ich musste nirgendwohin fliegen, ernähre mich von regional erzeugten Lebensmitteln und sammle Gänseblümchen).
Jetzt lese ich, dass das durch den UN-Sicherheitsrat verhängte Flugverbot über Libyen quasi eine Kriegserklärung an Gaddafi ist. Es meint, dass durch die Sperrung des Luftraumes die Zivilbevölkerung beschützt werden solle, gleichzeitig, dass die UN-Truppen ungehindert Rebellenstätte von der Luft aus angreifen können. Dass dabei nebenbei, lateral, kollateral ein Schaden entstehen wird, spricht man im Moment nicht - noch ist nichts passiert.
Willkommen im Zauberland der Euphemismen.
Wer denkt sich solche Begriffe aus? Wie heisst die sachbearbeitende Abteilung, die damit betraut ist, für Sachverhalte (doppeltplusgut) Namen zu erfinden? Und wie wird eine solche Abteilung gebrieft?
Jedenfalls ist es eine gelungene Arbeit.
Denn der Begriff: Flugverbot schafft es, einer Art Kollateralbedeutungen in meiner Vorstellung zu erzeugen.
Ungriffig und schlüpfrig. Vorstellungen (die auf haptischen Erfahrungen basieren) schieben sich übereinander, durchdringen sich gegenseitig, ohne an ihrer Festigkeit gänzlich zu verlieren. Platten, die sich manchmal schwerfällig übereinander bewegen und mit einem Riesenkrach aneinander abrutschen, weil sie dafür nicht gedacht waren.
Flugverbotsvorwarnung an UFOs und Meteoriten, an Birkenpollen und Flughasen. Flugverbot an Nasen und freie Radikale. Für Donnerschläge und Wolkenbrüche, für Vasen auf wackeligen Regalen und morsche Aktenordner, für Bücher, Frau Holles Federn, Käsestücke aus Rabenschnäbeln, Nudeln aus löcherigen Verpackungen und Spiegeleier.
Toupets im Wind, Perücken und Nylonstrümpfe.
Flugverbot klingt wie ein Verbot an die Bienen, die gentechnisch manipulierte Rapsfelder meiden sollen, damit sie einen echten Biohonig produzieren. Flugverbot sind schimmernde Perlongitter in Fenstern, damit Fliegen und Nachtfalter nicht ins Haus hereinfliegen. Ist das Rütteln eines verträumten Kindes durch die Lehrerin im Unterricht.
Flugverbot an Kühe und Mastschweine, an Blätter und Schmetterlinge.
An das Baumlaub ins Nachbars Garten, an Eichhörnchen und Flugfische.
Und wenn schon, dann bitte an den Kreisverkehr halten!

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