Kunst in Frankfurt zu Beginn der 1990er Jahre
Eine vorläufige Karte als Übersicht zu Kunst, Kunstorten und Kunstprojekten in Frankfurt Anfang der 1990er Jahre. Wie stellte sich das Feld der Kunst besonders außerhalb von Institutionen dar?
Frankfurt hatte sich in den 1980er Jahren unter dem Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann und dem Bürgermeister Walter Wallmann ein ambitioniertes, überregional ausstrahlendes Kulturprogramm geleistet, dessen Glanzstück das Museumsufer war.
Als ich im Herbst 1990 mit Peter Weibel ans Institut für neue Medien kam, war die kulturelle Neuausrichtung Frankfurts weitgehend abgeschlossen. Einen letzten Schlussstein bildete die Eröffnung des Museums für Moderne Kunst im Jahr 1991.
Die hier abgebildete Karte und Übersicht soll der Versuch sein, das Feld der Kunst in Frankfurt abzubilden, wie es sich für mich, einen gerade fertig diplomierten Künstler darstellte. Wie sah dieses Feld aus? Wer agierte darin? Wer nicht? Welche Angebote gab es?
Vielleicht wird damit möglich, eine umfangreichere Studie zu erarbeiten.
Offizielle Kunst, Institutionen
-- Städelschule. Nicht nur durch die Verbindung zum Institut für neue Medien, auch durch die Studentenschaft, die damals die erste Quelle für Projekte innerhalb der Stadt bildete, war die Städelschule eine der wichtigsten Adressen im Kunstraum Frankfurt.
-- -- Portikus. Der Portikus als Anhängsel der Städelschule gehörte unbedingt dazu. Eröffnungen als Informationsbörse.
-- -- Gasthof. Kochen an der Städelschule. Geselligkeit. Party.
-- -- Bildhauerateliers Daimlerstraße. Ort studentischer Projektausstellungen. Ort von Partys.
-- -- Consume Bar. Studentisches Projekt einer mobilen Bar, die die unterschiedlichsten Kunstevents begleitete. Hoch alkohollastig. (Christian Pantzer, Tony Hunt)
-- -- Institut für neue Medien.
-- Mousonturm. Gastateliers im 5. Stock.
-- Deutscher Werkbund. Damals noch in der Weißadlergasse.
-- Art Frankfurt. Kunstmesse. Versuch, Frankfurt an die große Kunstwelt anzuschließen.
-- Raiffeisenhalle. Ostend. Manchmal für Ausstellungen im Kontext der Städelschule genutzt.
Galerien
Galerien spielten eine untergeordnete Rolle im Frankfurter Kunstkosmos.
-- Galerie Voges & Deisen. Die erste Galerie, die vornehmlich junge Künstler am Beginn ihrer Karriere ausstellte. Starker Bezug zu Frankfurt.
-- Galerie Detterer
-- Galerie Campaña
Inoffizielle Kunst, Kunsträume, Kunstprojekte
Zu Beginn der 1990er Jahren waren unabhängige Kunstprojekte und -initiativen noch rar und selten. Ihre Zahl nahm erst ab Mitte der 1990er Jahre zu.
-- Ausstellungsraum (Martin Schmidl & Florian Haas). Eines der ersten Raumprojekte.
-- Muttertag. Kunstprojekt, Künstlergruppe (Dirk Paschke, Annette Gloser), mehr noch im Off agierend.
-- Gartners. Der erste echte Offspace (auch Dirk Paschke, Annette Gloser)
-- Arosa2000. Der erste Raum von Offenbacher Studenten.
-- GOOP. Ein Raum mit Verbindung zu Literatur, Performance, Poesie.
-- Selektion. Künstlergruppe Musik und neue Medien. (Achim Wollscheid)
-- 707ev. Privater Kunstverein. Schwerpunkt Performance, Musik, neue Medien. Brachte das Netzprojekt The Thing nach Frankfurt. (Andreas Kallfelz)
Publikationen
-- Rogue. Fanzine für Kunst an den Rändern und in Nischen. Sehr beliebt. (Walter E. Baumann)
-- Art Position. Auf ernsthafte Kunstkritik ausgerichtete Publikation. Versuch, eine eigenständige Kunstzeitschrift in Frankfurt zu etablieren. (Vernon Warren, Ulrike Grünewald) In Verbindung zur Designergruppe Pentagon.
Nachtleben, Club/Kultur
Franfurt = Techno. Dafür standen in den 80er und 90er Jahren Clubs wie das Omen und das Dorian Gray. Für die Kunstszene waren aber andere Orte wichtiger. Besonders im Bahnhofsviertel.
-- Eckstein
-- Zeil 1
-- Paulaner
-- Dreikönigskeller
-- Der blinde König
-- Lissania. Eines der ersten Clubevents außerhalb etablierter Clubs. In den Räumen einer Sprachschule in der Kaiserstraße.
-- Romantica. Ein erstes Projekt von Hans Romanov.
-- Europa Intimbar
-- Honsellbrücke. Entlang der Schrottplätze am Main fanden die ersten Raves statt. Aus dem Umfeld von Infracom (Felicia Herrschaft, Jan Hagenkötter, Namé Vaughn).
Beitrag zur Konferenz ›Exploring the Urban in the Art Worlds‹ an der TU Berlin im Mai 2017.
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am 18. May. 2017, 19:52- Schreib einen Kommentar
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